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Oktober 2023 - Orientieren und Navigieren mit dem Lebenskompass

Wie erlebst Du den Herbst? Hast Du die lang anhaltende Wärme aufgesogen und hast Dich von ihr zu Aktivitäten und Genuss einladen lassen? Mich überraschte der kühle Wind, obwohl ich ihn erwartet habe. Er brachte eine Kälte, die mich bibbern lässt und mich dran mahnt, dass es Zeit ist für den Rückzug, das Besinnen, Ernten, Verdanken, Verschmerzen und Loslassen. Doch ist das leichter gesagt als getan!

Ich spüre, wie sehr ich darauf getrimmt bin, Projekte in einem endlosen Leistungswahn voranzutreiben, Beziehungen zu Menschen und Dingen festzuhalten, mich ständig nach aussen auszurichten und meinen Tag mit Terminen vollzustopfen. Es fällt mir schwer einzugestehen, dass manche Vorhaben nicht gedeihen können, weil die Zeit dafür nicht reif ist, dass manche Kontakte verblassen dürfen, weil die Verbindung ausreichend gelebt werden konnte und dass ich mehr Ruhe und Schlaf brauche, um im Gleichgewicht zu bleiben.

Die Jahreszeiten machen es uns vor und Räder wie der Lebenskompass erklären uns das zyklische Wiederkehren von aufsteigen, absinken, ausdehnen und zusammenziehen. Mein Verstand und meine Intuition stimmen dem Konzept zu. Warum ist es dennoch so schwer, den Zyklus zu leben? Warum gibt es dieses auf und ab, draussen und drinnen, wachsen und vergehen, halten und loslassen überhaupt? Es scheint mir so fordernd, so anstrengend, manchmal so unzumutbar grausam, dass ich traurig und erschöpft die Hände vor mein Gesicht halte und nicht mehr aufstehen will.

Oder ist es genau mein Stemmen und Wehren dagegen, mein Sträuben, Blockieren, Verdrängen, Betäuben, mein Bekämpfen, Unterdrücken, Ignorieren, mein Weigern, das mich so erschöpft? Ist es mein Kampf gegen den Strom des Lebens, gegen das Aufsteigen von Gefühlen, gegen das Zulassen von Berührbarkeit, der mich so viel Kraft kostet? 

Okay, genug der scheinbar rhetorischen Fragen! Natürlich ist es so. Doch will ich es manchmal nicht wahrhaben oder wenn doch, dann fehlt mir das Üben der Flexibilität, das Dehnen der Muskeln, das Stretching des Apparates und damit das Erhöhen der Bereitschaft, mit all diesen Bewegungen mitzugehen. Da wirken Konzepte wie der Lebenskompass wie Balsam auf meine Forscherseele. Denn der Lebenskompass, wie ihn Barbara Seeger, am 18. November in ihrem Impulsreferat vorstellen wird, ist nicht nur Theorie, sondern in hohem Masse alltagsrelevante Praxis. Immer wieder krame ich den Kompass hervor und gehe in den Wald. Umso mehr freut es mich, dass Barbara in naher Zukunft auch einen Waldgang anbieten wird. Denn das Sein in der Natur, am besten im ortsüblichen Wald, lässt mich einen Resonanzraum erfahren, der mir zu verstehen gibt, dass ich eingebettet bin in ein sinnvolles Grösseres Ganzes und dass sich die gesuchten Antworten und damit die heiss ersehnte Orientierung finden lassen.

Es gibt sie also doch, die Werkzeuge für das Orientieren und Navigieren im Leben. Das bringt schon mal Erleichterung. Und es gibt auch Mitmenschen, mit denen zusammen wir das Stretching der mentalen, emotionalen und spirituellen Muskeln üben können, um mehr im Fluss des Lebens zu sein. Das ist doch einfach fantastisch!

Hast Du Lust auf dieses Mitforschen und Üben? Dann freut mich Dein Kommen am 18. November oder Dein Weiterempfehlen. Vielen Dank Dir!


August 2023 - Klarheit im Herbst

Wie auf Knopfdruck hat der Herbst den Sommer abgelöst. Geht das wirklich so schnell? Nun, wenn Du genau hinschaust und Dich mit den stillen Wandlungsprozessen der Jahreszeiten vertraut machst, weisst Du, dass die Tage schon seit Juni kürzer werden und die Natur sich schon seit Wochen auf den Rückzug der Kräfte vorbereitet.

Apropos Rückzug: das Blaue Zimmer ohne blaues Zimmer - wie soll das funktionieren? Nun, da ich mich in Zukunft auf die Veranstaltung von Kursen mit ausgewählten Referentinnen und Referenten ausrichte, wähle ich den Durchführungsort nach Bedarf. Blau gerahmt und präsentiert findest Du bei mir weiterhin Angebote zur Erweiterung der Selbstfürsorge, die Dich bei Deiner inneren Balance unterstützen.

Apropos Erweiterung: Im neuen Kurs soll der Kontakt zur geistigen Welt erlernbar sein - wozu soll das gut sein? Nun, wenn Silvana Lüdi aus ihrer 40-jährigen Erfahrung mit Geistführern und Schutzengeln schöpft, dann kann dabei schon einiges an Orientierung in den grossen Fragen des Lebens entstehen. Komm doch vorbei am kostenlosen Kennenlernabend am 6. September ins Happy Place Yoga Studio in Sissach, wo das Blaue Zimmer Unterschlupf gefunden hat.

Apropos Happy Place: Mentaltraining im Yoga Studio - warum das denn jetzt? Nun, zusammen zu bringen, was zusammen gehört, macht Freude. Gemeinsam mit den Yoga-Lehrerinnen von Happy Place wage ich dieses Nebeneinander und Miteinander von Körper und Geist und zwar am 16. September am "Tag der offenen Tür", wenn der Lebenskompass auf Yoga, Tanz und Hypnose trifft. Du bist herzlich willkommen!

Apropos auf alles eine Antwort: Hinter meiner neuen Entschlossenheit steckt noch immer die Sehnsucht nach Klarheit sowohl im Grossen als auch im Kleinen. Auf das Finden von Landkarten und Navigationstools will ich daher meine Kräfte noch mehr richten und dazu beitragen, dass der Mensch erkennt, wo er aus eigener Kraft wirken und gestalten kann und wo er sich besser den unverrückbaren Gesetzmässigkeiten anerkennend fügt. Denn dann bewegen wir uns wie ein Bach durch uns Bett und wissen intuitiv, welche Steine wir aus eigener Kraft wegräumen können und welche wir besser friedvoll umspielen, um im Fluss des Lebens geschmeidig zu bleiben.


Hast Du auch Lust auf mehr Klarheit? Ich freue mich auf ein Wiedersehen und das Weiterempfehlen.


Mai 2023 - Alles neu macht der Mai oder "Die Esotante"

Wie macht er das bloss, der Mai, dass alles neu daherkommt in der Natur? Auch bei den Tieren, die sich häuten, scheint das ein Kinderspiel zu sein: Das Innere wächst an, entwickelt sich und - zack - entschlüpfen sie ihrer alten Haut wie einem engen Schlafsack nach dem Biwakieren. Solch einen Erneuerungsprozess durchläuft auch das Blaue Zimmer zurzeit, verändert seine Gestalt, hält aber an seinem Wesen fest. Denn auch in Zukunft wird es sich um diese Forschungsfragen drehen:
- Wie komme ich besser in meine Kraft und entfalte meine Individualität? Wie stelle ich meine persönliche Balance immer wieder her? (Verbundenheit nach innen)
- Wo ist mein Platz in einem grösseren Ganzen, das mich führt, trägt und beschenkt und dem ich dienen kann? (Verbundenheit nach aussen)
- Wie lassen sich solche und andere Gegensätze spielerisch zu einem Tanz verweben?
- Auf welcher Landkarte verorte ich mich und mit welchem Kompass navigiere ich meinen Weg durchs Leben?
- Welches Wissen und welche Übungen lassen sich in kleinen Gruppen lustvoll forschend diskutieren und praktizieren?

"Komm schon, gib es zu: Du bist eine Eso-Tante!", sagte mein Bruder kürzlich zu mir. Ich hob die Augenbrauen und konterte sinngemäss: "Meine Angebote versammeln keine Geheimlehren für Eingeweihte. Vielmehr laden sie jeden Menschen ein, sich nach innen zu richten, um dann das Aussen freudvoller zu gestalten. Und dafür gibt es viele erforschte und zugleich wenig bekannte Wege, die in Gruppen trainierbar sind." "Dann bist Du halt eine Spiri-Tante, Andrea!"
Hm, ist die Auseinandersetzung mit inneren Prozessen wirklich eine derart dubiose Praxis von weltentrückten "Gspürsch-mi-fühlsch-mi"-Menschen? Ist das Konzept des zufallsgeprägten Alleine-durch-das-Leben-ruderns tatsächlich besser als die Vorstellung, zu einem Grösseren Ganzen zu gehören und zugleich Spielräume gestalten zu können? Ist das "Ich-spür-mi-fühl-mi" wirklich absurd oder vielmehr ein zentrales Navigationsgerät?

Aber okay, wenn mein Bruder irritiert ist durch die Ausrichtung des Blauen Zimmers, kann ich ihm das wahrlich nicht übel nehmen, denn ich erforsche gerne die Zusammenhänge an den Schnittstellen von etablierten Disziplinen und will sie für den Alltagsgebrauch nützlich machen. Das kann schon kompliziert erscheinen. Aber die Verwebung von körperlicher, emotionaler, mentaler und spiritueller Ebene ist wahrlich komplex und zugleich das, was uns als menschliche Wesen so einzigartig und wirkmächtig macht. Da lohnt sich doch ein Hinkucken, wie ich finde. Denn ich bin überzeugt, wenn wir die Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung nicht um ihrer selbst willen betreiben, sondern in Bezug auf ein achtsames Miteinander praktizieren, dann ermöglichen wir ein lebensdienliches Gedeihen für Mensch und Natur.

Nun, wie Du siehst, von Aufhören ist da keinesfalls die Rede. Im Gegenteil. Aber bis die Veränderung greifbar ist, muss auch ich mich gedulden und vor allem fleissig sein. Bis zu den Sommerferien jedenfalls führe ich die Meditationen, den SixStepCircle und das Vollmondritual weiter. Um das elegante Entschlüpfen aus dem Schlafsack und die damit einhergehende Erneuerung in der Natur zu üben, empfehle ich Dir gerne das Biwakieren im Baselbiet, das mein Mann Matthias seit Kurzem anbietet.

Aber kein Abschied ohne Würdigung! Um die ersten Lebensjahre des Blauen Zimmers zu feiern und den Raum an der Neumattstrasse gebührend zu verabschieden, veranstalte ich einen Umtrunk mit musikalischer Einlage am Sonntag, 25. Juni ab 17 Uhr. Bitte vormerken, denn Du bist herzlich eingeladen!

Herzensgrüsse in den Frühling

März 2023 - Sowohl als auch

Geht es Dir gut auf Deinem Weg durch das Leben? Hältst Du immer wieder inne, um am Lagerfeuer zu rasten und brichst dann gestärkt wieder auf, um die Veränderung zu entdecken? Ich staune immer wieder, wie herausfordernd die Balance zwischen den beiden Aspekten sein kann. Folge ich dem Lockruf der Weite und sattle mein Pferd für das Abenteuer? Oder ist es Zeit für das Absteigen, Aussteigen, Hinsetzen und den Frieden in der Ruhe zu finden? Wann wage ich den Wandel und wann bleibe ich beim Gewohnten und Sicheren?

Beides zu leben, erscheint mir lebensdienlich, ein "sowohl als auch". Denn beide Aspekte vermögen mich zu beleben und zu erschöpfen, mich zu nähren und zu blockieren - je nachdem ob ich im Fluss bin mit meinen Bedürfnissen im Innen und den Umständen im Aussen oder ob ich mich hinter einem Muster verstecke, um mein Selbstbild aufrechtzuerhalten.

Zu erkennen, ob ich fliesse oder mich verstecke, ist wahrlich nicht einfach. Da hilft ein wertfreies Beobachten, ein Sich-selbst-auf-der-Spur-Sein. Und was, wenn ich den Grund für das Verstecken und Vermeiden erkenne und Angst habe, diesen Urschmerz zu fühlen? Eigentlich ist es einfach ein Gefühl, das wieder abebbt, Energie, die durch mich hindurchströmt. Ja, aber zugleich ist es mehr: Es ist eine Urprägung aus den frühen Lebensjahren, die ich nicht wegdenken, wegatmen, wegmassieren oder sonst wie auflösen kann. Aber was mache ich damit? Meine Therapeutin sagt mir, dass ich es wahrnehmen, annehmen und mitnehmen kann, mit ins weitere erwachsene Leben.  "Du kannst diesem inneren Kind Deine erwachsenen Hände leihen zum malen oder Deine Beine zum tanzen. Dann nimmst Du dieses Urgefühl ernst, lässt der Energie dahinter Raum zur Entladung und bleibst zugleich in der Rolle der Erwachsenen." Uff, ob ich das hinkriege? Ich weiss es nicht, aber ich tüftle daran.

Das winterliche Innehalten am Lagerfeuer hat bei mir jedenfalls eine Veränderung hervorgebracht, die ich Dir mitteilen will. Das Blaue Zimmer verlässt den Standort auf dem Neumattareal in Sissach per Ende Juli 2023. Wo die Angebote in Zukunft statt finden, ist noch nicht klar. Klar ist, dass das Blaue Zimmer weiter wirken wird, aber eine neue Gestalt sucht. Vielleicht hast Du eine Idee? Ich bin offen dafür.

Bis zu den Sommerferien bleibt aber die Tür zum Blauen Zimmer offen für das Üben, Trainieren und Tüfteln, zum Beispiel bei den Gesprächen nach der Meditation, im Six Step Circle oder im Lesekreis. Und auch der Waldrand bei der Bäbelimatte empfängt uns nach wie vor zu Vollmondfeuer und Trommelklängen.

Du bist jederzeit herzlich willkommen!

Januar 2023 - Orientieren, navigieren, Platz einnehmen

Bist Du gut gestartet ins neue Jahr und hast Du gar gute Vorsätze gefasst? Vorsätze und Vorhaben scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Aber Übergänge laden uns in der Tat dazu ein, unseren Lebenskompass zu justieren, bevor die nächste Etappe beginnt. Wie beim Wandern halten wir kurz inne und konsultieren die Wanderwegschilder, die Landkarte bzw. die Navigations-App, dazu die Wetterlage und die Uhrzeit, um die Informationen mit unseren Zielen und unserer Verfassung abzugleichen und den nächsten Wegabschnitt zu planen.

Bei Wanderungen ist es jedem umsichtigen Menschen klar: ich muss mich orientieren und gewisse Gegebenheiten von Raum und Zeit annehmen, um frei durch das Gelände navigieren zu können, ohne mich zu unter- oder überfordern.
Dies gilt auch für Situationen, in der Menschen unterschiedliche Rollen einnehmen, wie zum Beispiel beim Besuch eines öffentlichen Anlasses: Ich beschaffe mir beim Eintritt in den Saal einen Überblick über die Menschen und die Infrastruktur und nehme dann den angemessenen Platz als Gastgeber, Referentin, Zuhörer oder Journalistin ein, um die situativ passende Rolle auszufüllen.

In Lebensfragen bleibt die Orientierung und die Navigation jedoch oft unklar: Wo ist mein Platz? Wie lautet meine Aufgabe? Kenn ich meinen Weg, mein Ziel? Wie funktioniert das Grössere Ganze? Kann ich meinen freien Willen walten lassen oder soll ich mich lieber in Hingabe üben? Wie surfe ich durch meine emotionale Landschaft (oder spült mich die Gefühlswelle vom Brett)? Wie reite ich meine Gedankenpferde (oder reiten sie mich)? An wen kann ich mich wenden für einen Hinweis, für eine Begleitung, für eine Umarmung, für ein empathisches Gespräch, für ein gemeinsames Schweigen? Wo kann ich im vertrauensvollen Rahmen bestehen und scheitern, wo eine wertfreie Rückmeldung erhalten oder gar die Präsenz eines Vorbildes erleben?

Im Blauen Zimmer stelle ich einen Übungsraum zur Verfügung für das gemeinsame Meditieren (Raum für Stille), für das Feiern der femininen Lebenskraft (Vollmondritual), das Trainieren des inneren Friedens (Six Step Circle). In diesem Monat wird das Programm durch einen Generationenkreis ergänzt, um Zugehörigkeit zu erfahren und Weisheit von Älteren zu empfangen und Jüngeren weiterzugeben. Bei all diesen Anlässen steht das Teilen von Erkenntnissen und inneren Weisheiten, wie sie in jedem von uns stecken, im Zentrum. Es gilt sie auszutauschen, zu erleben, sich daran zu erfreuen.

Du bist herzlich willkommen!

Dezember 2023 - Niederlegen statt Niederlage

Ich gebe es zu, ich bin noch nicht warm geworden mit dem Winter, weder im aussen noch im innen. Wohl sein mit Kälte kann ich nur, wenn ich mich dann auch bald wieder aufwärmen darf. Ruhe, Leere, Nicht-Wollen kann ich nur kurz wie ein Teebeutel im Heisswasser, der nach 3 Minuten Ziehzeit nur Bitterkeit verströmt. Mein Verstand berieselt mich mit belehrenden Handlungsanweisungen, altklugen Warnungen und wertenden Kommentaren wie ein nimmermüder Radiomoderator - alles Gedanken, die mich zu Aktionen animieren und meine Hände zucken lassen wie bei einer Marionettenpuppe. Ou ja, ich bin viel geübter mit Gedanken, die unentwegt Problemlösungen nachjagen, wie ein übereifriger persönlicher Coach, der gerne Probleme für seinen Klienten erfindet, um den Job nicht zu verlieren. Eckhart Tolle soll mal gesagt haben: "Der Verstand ist Brandstifter und Feuerwehrkommandant zugleich." Das trifft's.

Dennoch oder erst recht wollte ich dem besagten Radiomoderator ein Weilchen entkommen und den inneren Winter üben und ging zu diesem Zweck kürzlich in den Wald. Ich wollte den Bäumen abkucken, wie sie es denn machen mit dem Rückzug, dem Fallenlassen, dem Nicht-Wachsen-Wollen. Schön war es, warm eingepackt auf Totholz zu sitzen, Blättern bei ihrem letzten, anmutigen Tanz durch die Luft zuzuschauen, über schräg oder verknorzt gewachsene Bäume zu staunen. Wow, hier ist alles, aber auch wirklich alles sinnvoll im Zyklus des Werdens und Vergehens eingebettet und alles scheint sich auf seine eigene Art der anstehenden Jahreszeit hinzugeben.

Hingeben - ja, ähm, wie geht das schon wieder? Wassertropfen tippen auf meine Schultern und benetzen meine Wangen. Der Regen setzt mich wieder in Bewegung, ich beginne erneut zu laufen. Doch - Moment mal, was wenn ich gar nicht davon laufen mag? Was wenn ich mich niederlegen will? Hier auf den nassen Waldboden, wo jedes müde Ästchen und welke Blättchen sich hinlegen darf. Die Sehnsucht nach emotionalem Zerfall - wenn auch nur für einen Augenblick - kommt über mich. Wann habe ich mir das letzte Mal erlaubt, vor Erschöpfung zu heulen, vor Verzweiflung zu schluchzen und vor Kummer zu wimmern? In der Teenager-Zeit vielleicht an der Schulter der besten Freundin und das ist so lange her, schon fast nicht mehr wahr. Und nun als erwachsener Mensch halte ich mich fern davon, als wäre es eine persönliche Niederlage. Schon schräg.

Kennst Du diesen Wunsch auch, Dein Innerstes niederzulegen, Kontrolle und Halt abzugeben und leer zu werden, dem Wollen und Begehren die Pausetaste zu verpassen - einfach so, ohne fassbaren Grund? Kommst Du diesem Wunsch ab und zu nach? Ich habe es getan, im Wald, mitten im Regen. Das war gut. Denn die Leere danach war unerwartet friedvoll.

Mir scheint, der innere Winter ist eine Herausforderung für unsereins. Wir brauchen Training. Wenn Du also Lust hast, mal im Kreise gleichgesinnter Menschen das Niederlegen zu trainieren, bist Du herzlich eingeladen zu den Angeboten im Blauen Zimmer. Vorkenntnisse sind nicht vonnöten, nur Lust, Deiner Sehnsucht nach Balance zu folgen.

November 2022 - Innerer Winter
Der goldene Herbst ist vorbei, die Tage werden kürzer und kälter. Die Bäume ziehen ihre Kräfte zurück und lassen ihre Blätter los: sie ordnen ihre Prioritäten neu angesichts der bevorstehenden Kargheit. Ich habe auch eine Weile nichts mehr vom Blauen Zimmer hören lassen nach dem Ende der letzten üppig bunten Veranstaltungsreihe. Mein Schreibfluss ist ins Stocken geraten, denn an meinem Ideenstrauch wuchs bisher kein neuer Trieb, der eine Mitteilung wert gewesen wäre. Im Gegenteil: immer noch fühle ich mich blockiert, ratlos, zweifelnd, unproduktiv, im November-Nebel gefangen. Kennst Du das auch? Darf mensch sich in diesem Zustand anderen zumuten und dabei sich selbst sein?

Das Absinken von Energie, das Zurückziehen aus dem Aussen, das Abgeben von Kontrolle: darf man das nur abends vor der Flimmerkiste mit einem Glas Rotwein oder krank auf dem Sofa am verregneten Sonntagnachmittag? Im offiziellen Alltag ist das jedenfalls hoch verdächtig. Denn es ist das Gegenstück zum Tragen von Verantwortung für Menschen und Projekte, zum In-Beziehung-Sein und Kommunizieren, zum Erblühen und Produzieren. Und wenn ich nicht mal einen Grund für diesen Zustand nennen kann, gibt es scheinbar keine Legitimation und keinen Nutzen. Unsicher zu werden, sich gar zu schämen und rasch davon abzulenken, das legt uns die Gesellschaft nahe. Hast Du dieses Muster schon durchschaut und Deinen Frieden damit gefunden?

Nun, ich jedenfalls übe noch. Und daher habe ich beschlossen, Dir den Newsletter doch noch zu schicken, so unspektakulär und neblig wie er grad ist, und breche damit eine Lanze für den inneren Winter. Denn ich wünsche mir mehr Verständnis - vor allem von mir selbst - für das Zurückblicken und Danken, das Verschmerzen und Verabschieden, für das Still-Werden und Regenerieren, für das Leer-Sein und das Nicht-Begehren und schliesslich für das Vertrauen, dass der Frühling bestimmt wieder kommen wird, sobald die Zeit dafür reif ist.

Bis dahin sei herzlich willkommen zu den bekannten drei Formaten

- Raum für Stille: montags und donnerstags,
- Vollmondritual,
- SixStepCircle,

die einladen zur Begegnung mit dir selbst im Beisein Gleichgesinnter. Vielleicht unterstützen Dich diese Aktivitäten bei Deiner inneren Jahreszeit, das wäre schön.

Und bis sich die neuen Ideen zeigen, ist Platz für Gäste im Blauen Zimmer. Sei es punktuell oder wiederkehrend, sei es stunden- oder tageweise - Du kannst den Raum mit der blauen Innenausstattung nach Absprache nutzen. Melde Dich bei Interesse einfach bei mir.

Ich wünsche Dir einen friedvollen Jahresausklang und einen liebevollen Winter - im innen und im aussen.